Teltow - Auf dem Weg nach Teltow wird man derzeit von Sören Kosanke begleitet. Schon kurz hinter der Potsdamer Stadtgrenze lächelt der Teltower Wirtschaftsförderer Autofahrern in steter Regelmäßigkeit entgegen: Auf Wahlplakaten präsentiert sich der SPD-Mann als Landtagskandidat. In Teltow gesellt sich SPD-Genosse Thomas Schmidt hinzu, der von Laternenmasten für seine Wiederwahl Reklame macht. Die Widersacher der CDU halten sich mit Plakaten zurzeit zurück. „Machen wir jetzt noch nicht“, erklärt deren Landtagskandidat Gerhard Enser. Die Christdemokraten stellen sich lieber von Angesicht zu Angesicht vor. Ortstermin gestern Vormittag: die neue Ladenzeile im Teltower Mühlendorf. Kleine und mittelständische Unternehmer sind das direkte Ziel der Visite. Und wenn sich indirekt ein paar Seitenhiebe auf die Wirtschaftspolitik der Wahl-Gegner verteilen lassen, wird man sich nicht zieren.
Kurz nach Neun im Bäckerladen: „Guten Tag, ich bin ihre Bürgermeisterkandidatin“, stellt sich Serena Meier-Zeh der Verkäuferin vor, reicht schwungvoll die Hand über den Ladentisch und verkündet, froh zu sein, dass die Filiale „hier im Viertel“ aufgemacht hat. „Und sie wird doch auch gut angenommen, oder?“, fragt sie zur Sicherheit nach. „Das Geschäft läuft“, bestätigt die Verkäuferin. „Schön.“
Ein paar Meter weiter hört sich das schon nicht mehr so rosig an. Der Zeitungsladen hat zu kämpfen. Anfang des Jahres eröffnet, musste kurz danach wieder schließen. Nur durch ein privates Darlehen ist das Überleben zunächst gesichert. „Wir wollen nicht aufgeben, aber wir brauchen Unterstützung“, sagt Mitarbeiterin Peggy Schulz. Die CDU nickt. Wenn sie im Laden Lotto-Scheine annehmen dürfte, wäre das schon hilfreich, sagt Schulz. „Dürfen wir aber nicht, weil es in der Umgebung schon zwei Lotto-Stellen gibt.“ CDU-Kreis- und Landtagsfraktionschefin Saskia Funck, die das Gäste-Trio komplett macht, kennt das Problem: Lottospiel ist Monopol des Staates und der regele auch, wo gespielt wird. Aber die CDU habe das auf dem Zettel.
Bei Thomas Schaumann sind die Besucher dann genau richtig. Der Apotheker ist „ziemlich sauer“ – auf die Stadt, den Bürgermeister, den Wirtschaftsförderer. Vergangenen Donnerstag wurde „nebenan die Straße zugemacht“, ohne dass die Händler vorab informiert wurden. Das sei typisch für Teltow, schimpft Schaumann. Im vergangenen Jahr war die Ruhlsdorfer Straße als wichtiger Zubringer für Mühlenviertel eine Baustelle, was für Geschäftsleute wie Schaumann fatale Folgen hatte: „Ein Jahr umsonst gearbeitet“, bilanziert er. Und wenn sie schon mal da sind, die ambitionierten Politiker, gibt ihnen der Apotheker gern in hoher Dosis seinen Unmut mit: dass die Kundenströme in Teltow „irrational gelenkt“ werden, dass die vielen Investitionen für Verkehrsspangen auf Kosten der kleinen Zentren gehen, dass die Ausgaben für die Altstadtsanierung verpuffen, dass die Potsdamer Straße noch immer so erbärmlich aussieht wie vor 20 Jahren, dass sich Wirtschaftsförderung nicht darauf reduzieren lässt, Discounter anzusiedeln und dass es im Rathaus an Willen, Verständnis und Dialog fehle. Da gibt es seitens der CDU-Kundschaft keinen Einspruch.
Den dramaturgischen Höhepunkt gibt es schließlich am Ende der Ladenzeile. Dort steht der kleine CDU-Tross vor der verschlossenen Tür eines Cafés. Beim Vorhaben, ein kleines Podest für die Außenbewirtschaftung anzulegen, seien die Betreiber an Auflagen und Bürokratieaufwand der Teltower Behörden gescheitert, weiß Meier-Zeh. „Dafür gibt es beim Kreis eine Clearingstelle“, sagt Enser, was wohl soviel heißen kann, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen sein muss.
Beim letzten Termin an diesem Vormittag, im „Autohaus am Bahnhof“ verrrät Serena Meier-Zeh dem Senior-Chef Rudi Häusler, dass sie „positiv gestimmt“ sei für Teltows wirtschaftliche Zukunft. Denn der Einwohnerzuwachs bedeute auch potenzielle Kaufkraft, die es allerdings besser zu binden gelte. Teltow müsse für die Bürger mehr zum Lebensmittelpunkt werden, wo man zum Friseur geht, Brötchen und Zeitung, Wein und sogar sein Auto kauft. Jeanette Leister ist da sehr gespannt. Sie ist jüngst mit ihrem Friseursalon von Berlin nach Teltow gezogen und formuliert ihre Erwartungen an die Politik der Stadt ganz galant. „Schauen wir mal, was Teltow noch so bietet.“